Postamt

Teplice nad Bečvou

Das im Laufe der massiven Entwicklung des Kurortes in den 1930er Jahren erbaute Gebäude des Postamtes ergänzte den Komplex von technischen Objekten, unter welche es sich besonders dank seinen unauffälligen Lapidarformen natürlich eingliederte, die der Industriearchitektur viel näherstehen als der Architektur der „festlichen“ Gebäude von öffentlichen Institutionen. Das Ganze wirkt umso kompakter, als es von einem einzigen Architekten entworfen wurde – Karel Kotas, dem Autor vieler weiterer hiesiger Umsetzungen, der die gesamte städtebauliche Konzeption des Geländes und die Einhaltung eines einheitlichen architektonischen Charakters der neu entstehenden Gebäude betonte. 

1930 wurde die Zentrale Sozialversicherung in Prag zum Besitzer des Kurortes und nahm hier einen umfangreichen Aufbau in Angriff. Das Gebäude des Postamtes stammt aus den ausgehenden 1930er Jahren und überrascht bereits durch seine Platzierung außerhalb des Zentrums. Der Autor platzierte es an den Hang über das Kurhaus Bečva und die Kolonnade, in unmittelbare Nachbarschaft der erwähnten technischen Objekte des Kesselhauses und Maschinenhauses von 1933–1934, die nur auf einer schmalen Seitenstraße zugänglich sind. Das schwierig zugängliche Gelände im Naturrahmen mit einer organischen, abgerundeten Form der Baustelle forderte eine sinnvolle Grundrissanordnung des gesamten Komplexes, und zwar durch das „sägenartige“ Wegspringen der Baulinie. Die Baumassendynamik wurde zudem durch den Kontrast von Horizontalen und Vertikalen unterstützt: das ansichtsmäßig mehr exponierte niedrige Objekt des Postamtes im Vordergrund und das im Gegenteil in die Höhe orientierte technische Hinterland des Kurortes im Hintergrund.  

Karel Kotas fasste das Gebäude als einen unpompösen, lapidaren und ausdrucksschlichten „Würfel“ auf einem Viereckgrundriss auf, an das sich von hinten ein schmaler Bedienungstrakt senkrecht anschließt, der durch ein selbstständig stehendes Lager ergänzt ist. Der ganze Komplex ist flach und mit glattem Putz versehen. Das Hauptgebäude findet sich mit dem größten Höhenunterschied des Hangs ab, sodass man zum Haupteingang über eine Terrasse gelangt, zu der ein markantes steinernes Treppenhaus mit Rohrgeländer führt (ein ähnliches ist auch beim Seitenpersonaleingang verwendet). Der unbearbeitete Bruchstein füllt auch die Fläche des hohen Sockels aus. Den gesamten zerbrechlichen Ausdruck verleihen dem Bau großzügige Bandfenster und die voll verglasten Flügel des Haupteingangs, die erst in die Stirnseite der Fassade bestückt sind. Drückend kann dagegen die hohe Fläche vom glatten Putz über den Fenstern wirken, also eine untraditionelle Proportionalität, der jedoch bei funktionalistischen Gebäuden relativ häufig zu begegnen ist. 

Das Gebäude steht seit 1990 unter Denkmalschutz und blieb bis heute de facto im authentischen Zustand erhalten. 2022 wurde der Betrieb des Postamtes eingestellt, die Räumlichkeiten bleiben somit ohne Nutzung im Privatbesitz des Kurortes. 

LJ (Übersetzung HJM)


Literaturauswahl

Ivan Wahla (Hg.), Karel Kotas. 1894–1973, Brno 2021.

Tomáš Pospěch, Hranice, Teplice nad Bečvou a okolí. Architektura 1815–2018, Hranice 2018, S. 132.

Pavel Zatloukal – Lubomír Zeman, Slavné lázně Čech, Moravy a Slezska, Praha 2014, S. 447–448. 

Pavel Zatloukal – Vítězslav Kollmann, Moravské lázně v proměnách dvou staletí (Ausstellungskatalog), Oblastní galerie výtvarných umění v Olomouci 1987, S. 129.


Quellen

Pošta, Památkový katalog, https://pamatkovykatalog.cz/posta-20789594, abgerufen am 21. 7. 2024.