Pavillon der Gallaš-Quelle

Teplice nad Bečvou

Der Pavillon über der Gallaš-Quelle stellt eine symbolische Krönung der ständigen architektonischen und städtebaulichen Tätigkeit von Karel Kotas für den Kurort Teplice nad Bečvou in den 1930er Jahren dar. Das traditionelle Motiv einer Parkgloriette übertrug der Autor mit funktionalistischer Handschrift in moderne Gestalt und knüpfte somit fließend an seine vorherigen hiesigen Taten an. 

Zum letzten Bauwerk, mit dem das Kurortzentrum in der Zwischenkriegszeit vollendet wurde, wurde die Überdachung über der neu entdeckten Quelle. Es handelt sich um die tiefste Bohrung im Kurort (143 m), die nach dem bedeutenden aus Hranice gebürtigen Dr. Josef Heřman Agapit Gallaš (1756–1840) benannt ist, einem Arzt, Schriftsteller, Maler und Erwecker. Gallaš hatte in seinem Haus ein Krankenhaus errichtet, Kinder unterrichtet, Bücher und Materialien für seine literarische Tätigkeit gesammelt und eine umfangreiche Geschichte der Stadt Hranice niedergeschrieben. Er gehörte zu den aufgeklärten Gebildeten von Mähren. Zur Bedeutung der Quelle trug auch die Platzierung des Pavillons bei, denn dieser befindet sich gemäß dem Entwurf von Kotas an einem frequentierten Weg zwischen dem Restaurant, das sich an das Sanatorium Bečva anschließt, und dem Kurhaus Slovenka (heute Mariupol). Im Laufe des Sommers 1939 wurde er vom Baumeister aus Hranice Vladimír Hudec erbaut. 

Der Pavillon der Gallaš-Quelle knüpft mit seiner Form an die traditionellen für die Schlossgärten typischen Glorietten an. Es handelt sich also um einen kreisförmigen Bau, in seiner Mitte befindet sich ein Brunnen mit dem Quellaustritt; aus der Basis wachsen acht Säulen hoch, die das Dach stützen. Kotas reduzierte jedoch die gängige architektonische Sprache dieses Typs auf geometrische Grundformen. Er bediente sich einer flachen Überdachung, glatten Fläche ohne Verzierung und modernen Stahlbetonkonstruktion. Der charakteristische Gloriettenbau wurde in diesem Fall zur konstruktiv reinen Gestalt mit einem zeitgenössischen Ausdruck, sodass er stilgemäß mit der Auffassung des neuen Aufbaus des Kurortes in den 1930er Jahren übereinstimmte. 

Der Pavillon, der seit 1990 unter Denkmalschutz steht, stellt mit seiner Gestalt, Platzierung sowie den Eigenschaften der Quelle von seiner Entstehungszeit an bis heute eine markante Dominante und einen der meistbesuchten Orte im Kurort dar. 

LJ (Übersetzung HJM)


Literaturauswahl

Ivan Wahla (Hg.), Karel Kotas: 1894–1973, Brno 2021.

Tomáš Pospěch, Hranice, Teplice nad Bečvou a okolí. Architektura 1815–2018, Hranice 2018.

Lubomír Zeman – Pavel Zatloukal, Slavné lázně Čech, Moravy a Slezska, Praha 2014.

Pavel Zatloukal – Vítězslav Kollmann, Moravské lázně v proměnách dvou staletí (Ausstellungskatalog), Oblastní galerie výtvarných umění v Olomouci 1987, S. 129.

 

Quellen

Josef Heřman Agapit Gallaš, Muzeum a galerie Hranice, https://muzeum-hranice.cz/osobnost/gallas-josef-herman-agapit/, abgerufen am 25. 8. 2024. 

Pavilón Gallašova pramene, Památkový katalog, https://www.pamatkovykatalog.cz/pavilon-gallasova-pramene-19048092, abgerufen am 25. 8. 2024.