Park Michalov II

Přerov

Die Zwischenkriegszeit stellte für Michalov eine Blütezeit dar, in der – besonders dank seinem Verwalter František Procházka – der natürlich-landschaftliche Teil des Parks vollendet, ein botanischer Garten angelegt sowie ein einzigartiges Alpinum, zu jener Zeit das größte in der Tschechoslowakei, errichtet wurden. Seit den 1970er Jahren verlor die beliebte Lokalität jedoch an ihrer Schönheit, einige ihrer Dominanten wurden sogar abgerissen. Dank der Ernennung zum Kulturdenkmal im Jahre 1992 gelingt es glücklicherweise seine ursprüngliche Gestalt schrittweise zu erneuern. 

Der Park Michalov, eine der meistgelungenen Umsetzungen des renommierten Prager Gartenarchitekten František Thomayer von 1904, mit dessen Anfängen sich das Stichwort Park Michalov I detailliert befasst, erfuhr in den 1930er Jahren grundsätzliche Veränderungen. Um die meisten Anpassungen machte sich von 1915 bis 1949 der Verwalter der Parkanlage František Procházka verdient, der seine Erfahrungen nicht nur in den Böhmischen Ländern gewonnen hatte (Gärtnerei der Kinski in Krásno bei Valašské Meziříčí, Gärten in Lednice u.a.), sondern auch im Ausland (Ungarn, Kaisergarten in Wien). 

Seit 1921 begann man im südlichen Teil des Parks schrittweise einen botanischen Garten anzulegen. Bereits 1913 gab es Bemühungen um einen solchen Garten, damals sollte er einen U-förmigen Grundriss haben. 1922 wurde vom Baumeister Josef Jandásek ein Gartenhaus gebaut. Zu Ende desselben Jahres war Procházka mit dem Entwurf der Verbindung des botanischen Gartens mit dem Vorratsgarten fertig. Seit 1924 verlief der Bau des ersten Gewächshauses; für die Maurerarbeiten war wieder Jandásek zuständig, für die Gewächshauskonstruktion mitsamt der Heizanlage dann die Firma Höntsch und Co aus Děčín.   Die Firma entwarf noch in demselben Jahr den Anbau des rechten Flügels, der zu Beginn des Jahres 1926 fertiggestellt wurde. Im selben Jahr wurde aus dem Park der historische hölzerne Turnpavillon mit der dekorativen, an Schnitzerarbeiten reich gestalteten Vorderfront und vier mit zwiebelförmigen Kuppeln abgeschlossenen Ecktürmen entfernt. Die Firma Höntsch und Co entwarf auch das Palmenhaus im Zentralteil, das 1928 fertiggebaut wurde; angesichts des 10. Jubiläums der Gründung der Republik wurde es als „Jubiläums-Palmenhaus“ bezeichnet. Es war symmetrisch mit einem erhöhten Zentralteil mit Mansarde gestaltet, einem voll verglasten Dach und vorgeschobenem Eingang. Anfang 1929 begann man das Alpinum zu errichten, einen Steingarten mit steinernen, mit Hochgebirgspflanzen, Steingartenstauden und exotischen Gehölzarten bepflanzten Terrassen. Zwischen 1934 und 1935 baute die Firma Höntsch und Co weitere zwei Gewächshäuser mit Satteldächern, mit denen bereits früher gerechnet worden war. Eines davon diente als Verbindungsglied, das andere war kalt, für Chrysanthemen bestimmt. Somit wurde der Gewächshauskomplex mit dem Palmenhaus in der Mitte abgeschlossen, der sich auf einem U-förmigen, sich in Richtung botanischer Garten öffnenden Grundriss erstreckte. Im Jahre 1935 wurde die Umwandlung des nördlichen Landschaftsteils des Parks abgeschlossen, die von Thomayers, von Procházka angepasstem Entwurf ausging, gleichzeitig wurde vor den Gewächshäusern ein Rosarium ausgepflanzt. Im folgenden Jahr wurde ein kleiner Bach ins Alpinum geführt. Das Přerover Alpinum gehörte zu jener Zeit zu den größten in der Tschechoslowakei. Im Jahr 1936 gewann der Park Michalov seine Höchstgestalt, er wurde in landesweiter Presse behandelt und Procházka wurde zur Beratung in andere Städte hinzugezogen. 

Zur selben Zeit musste jedoch die Stadt Přerov viele Probleme und Schäden behandeln. Allmählich wurde das ganze Gelände umzäunt, um nicht nur dem Vandalismus und Diebstahl von Stecklingen vorzubeugen, sondern auch den durch die Tiere verursachten Schäden. Auch die Blumenvasen beim Eingang und im französischen Blumengarten dienten aus. Eine Instandsetzung des hölzernen Musikpavillons, dessen dekorativer Dachgiebel seine Inspiration in der ländlichen Architektur nicht leugnen kann, war auch nötig. Auch das Restaurant musste wiederhergestellt werden; außerdem entstanden noch kleinere Objekte mit Lagercharakter neu, an denen es ständig mangelte. 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Park dank František Procházka auf hohem Niveau gehalten; Procházka wurde jedoch 1945 der Kollaboration bezichtigt. Das alles verband sich mit seiner angeschlagenen Gesundheit und Familienkummer, bis er 1949 schließlich pensioniert wurde. Damit war auch die großartige Etappe des Parks Michalov zu Ende. 

In den 1950er Jahren erfreute sich diese Lokalität bei den Bewohnern von Přerov stets großer Beliebtheit und wurde zum Schauplatz vieler bedeutender Ereignisse. 1956 wurde der Park anlässlich des 700. Jahrestages der Stadtgründung feierlich bepflanzt und es wurde hier die offizielle Feier veranstaltet. Es wurde ein Kinderspielplatz und Puppentheater errichtet und 1960 wurde die Pioniereisenbahn in Betrieb gesetzt. 1968 verlief eine Generalüberholung des Restaurants, in deren Rahmen die ursprüngliche Fassadengliederung abgeschafft wurde. In der Hauptallee wurden Brustbilder von Jiří Sumín alias Amálie Vrbová (Josef Baják, 1968), August Mervart von demselben Bildhauer (1969) und Josef Baják (Oldřich Hradilík, 1982) aufgestellt. 

Seit den 1970er Jahren kam es langsam aber sicher zur Degradierung des Geländes, zu Anpassungen der kleinen Bauten, die ihre Ziergestalt zu einer rein utilitaristischen veränderten – zugrunde ging das Alpinum, das Blumenbeet um die Fontäne herum wurde mit Beton ausgegossen und das Ziergeländer wurde durch Ketten ersetzt. Die Lindenreihe der Hauptallee wurde nicht mehr geschnitten und die mit Sand aufgeschütteten Pfade wurden asphaltiert. Die Gesamtdevastation des Parks wurde 1988 durch den Abriss des Jubiläums-Palmenhauses abgeschlossen. 

1992 erlangte das Gelände den Denkmalschutz und sein allmählicher Wiederaufbau in seine ursprüngliche Gestalt bei Ausfall des Alpinums konnte beginnen. Inzwischen brachte das Hochwasser von 1997 eine weitere Vernichtung mit sich. Zwischen 2000 und 2004 wurde ein Programm der allmählichen Erneuerung des Parks in Angriff genommen. Der Gartenteich, das Rosarium, die Umzäunung sowie Pfade mit Sandsteinoberfläche wurden zurückgebracht. Es entstanden neue Kinderspielplätze, Überbrückungen der als Überrest der ehemaligen Gerberei bestehenden Wasserfläche, antike Säulen, ein neues Gewächshaus sowie neue Staudenbeete. Der Musikpavillon wurde nach den ursprünglichen Plänen wiederaufgebaut, erneut wurden die Blumenvasen, sowie die Pflanzung von Sträuchern, Bäumen und Blumen in vielen Teilen. Der Park Michalov erfuhr nach Jahrzehnten eine verdiente Renaissance und gewann Glanz sowie Beliebtheit der vergangenen Zeiten. Anlässlich des 120. Jahrestages seiner Gründung wurde 2024 ein großes Fest veranstaltet. 

TH (Übersetzung HJM)

Literaturauswahl

Šárka Krákorová Pajůrková, 120 let parku Michalov, Zpravodaj Muzea Komenského v Přerově, Nr. 3, Juli–September 2024, S. 4–7.

PK [Petr Kubeša], Stichwort 50106/9-1 Park Michalov, in: Iva Orálková (Hg.), Soupis nemovitých kulturních památek okresu Přerov, Olomouc 2015, S. 307–309.

Jiří Lapáček (Hg.), Městský park Michalov 1904–2004, Přerov 2004.

Karel Žurek, K dějinám parku Michalov, in: Jiří Lapáček (Hg.), Přerov. Povídání o městě, Přerov 2000, S. 100–106.

 

Quellen

Park Michalov, Památkový katalog, https://www.pamatkovykatalog.cz/park-michalov-532154, abgerufen am 17. 8. 2024.

Michalov slaví 120 let, Televize Přerov, https://tvprerov.cz/2024/michalov-slavi-120-let/, abgerufen am 17. 8. 2024.

Lenka Chalupová, TZ – Michalov bude mít příští rok kulatiny. Výročí oslaví s komplet novými pěšinami, Město Přerov, 7. 3. 2023, https://www.prerov.eu/cs/magistrat/tiskove-centrum/tiskove-zpravy-2023/tz-brezen-2023/michalov-bude-mit-pristi-rok-kulatiny-vyroci-oslavi-s-komplet-novymi-pesinami.html, abgerufen am 17. 8. 2024.

Kristýna Kubíková, Založení, historie a současnost městského parku Michalov v Přerově (Bachelorarbeit), Lehrstuhl für Biologie der Pädagogischen Fakultät der Palacký-Universität, Olomouc 2013.