Direkt im Stadtzentrum, auf dem Masaryk-Platz, befindet sich das Gebäude des ehemaligen Kaufhauses der Firma Baťa. Dieser Schuhgigant brachte als einer der ersten die typischen Merkmale der funktionalistischen Architektur nach Hranice – die Skelettkonstruktion, glatte Fassaden, große Fenster und Neonlichter. In dem Raum mit traditioneller historischer Bebauung macht das Gebäude bis heute einen stark kontrastreichen Eindruck, übrigens wie in anderen Städten vergleichbarer Größe (Přerov, Kroměříž/Kremsier) auch. Die Ambitionen mittels Architektur an Weltbedeutung zu gewinnen teilte mit der Firma Baťa so manche Stadtverwaltung. Die moderne Investition wurde gewöhnlich auch durch die breitere Öffentlichkeit positiv begrüßt.
In den 1920er und 1930er Jahren feierte die Firma Baťa bereits weltweiten Erfolg, sie errichtete ein nicht nur inländisches, sondern sogar übernationales Kaufhausnetz. Mit seinem Projektieren befassten sich sowohl führende tschechische Architekten, als auch die direkt in der Projektierungsabteilung der Firma Baťa arbeitenden Projektanten. Ein Gemeinmerkmal aller Häuser ist die Stahlbetonkonstruktion, welche einen offenen und variablen Kauf- und Bedienungsraum bietet, und ein mehr oder weniger modernes, funktionalistisches Äußere – ein verglastes Parterre sowie nüchtern komponierte Obergeschosse. Das Kaufhaus in Hranice wurde 1932 gebaut, auf dem Hintergrund der gesteuerten Entwicklung der Stadt, woran gerade auch Tomáš Baťa seinen Anteil haben wollte. Seine ehrgeizigen Pläne sollten zur Modernisierung der Stadt und Entwicklung der dortigen Industrie einen Beitrag leisten. Es ist ihm gelungen, seine Absicht mit dem geplanten Umbau des städtischen Vereinshauses Beseda, des hiesigen Zentrums von kultur-gesellschaftlichen Aktivitäten zu verknüpfen. Mit seiner pragmatischen Einstellung, ohne das geringste Sentiment für die Stadtgeschichte, trug er somit zum Abriss eines wertvollen spätgotischen Hauses bei. In der Reihenbebauung der Nordfront des Platzes erschien ein vierstöckiger weißer Würfel mit großflächigen Glasauslagen im Erdgeschoss und mit einem Bandfenster im ersten Stock. Die höheren Stockwerke sind bis heute durch geteilte Fenster gegliedert und durch ein – in Hranice überhaupt zum ersten Mal benutztes! – Flachdach abgeschlossen. Wegen Finanzmangels und Misserfolg bei der Auswahl des Architekten wurde das Gebäude etappenweise entworfen und gebaut – der in den Platz gerichtete Teil wurde vom „Baťa-Architekten“ Blahoslav Pazdírek entworfen, den Innentrakt übernahm im Frühling 1933 der Baumeister Václav Hudec. Im Vorderteil des Erdgeschosses befand sich der Schuhladen, in den ersten Stock wurden das Café Beseda und das Restaurant mit dem anliegenden Theatersaal und den weiteren Gesellschaftsräumlichkeiten platziert. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in Staatseigentum überführt, es diente jedoch weiterhin überwiegend für Verkaufs- und Kulturzwecke. Auch nach der Samtenen Revolution 1989 befand sich im Haus ein Café und ein Schuhladen. Einen partiellen Schutz genießt es dank seiner Lage im städtischen Denkmalschutzgebiet Hranice. Auch dank dieser Tatsache wurde das Haus 1993 relativ gefühlsvoll renoviert. Bis heute dient es teilweise seinem ursprünglichen Zweck. NK + MM (Übersetzung HJM)
Literaturauswahl
Tomáš Pospěch, Hranice, Teplice nad Bečvou a okolí. Architektura 1815–2018, Hranice 2018. Tereza Kovaříková, Obchodní domy firmy Baťa (Diplomarbeit), Lehrstuhl für Kunstgeschichte FF UP, Olomouc 2013. Tomáš Pospěch, Hranická architektura 1815–1948, Hranice 2000. Quellen Tereza Kovaříková, Obchodní domy firmy Baťa (Diplomarbeit), Lehrstuhl für Kunstgeschichte FF UP, Olomouc 2013.