Städtische Sparkasse Kojetín

Kojetín

Im Kojetín der Zwischenkriegszeit nahmen sich der meisten Aufträge die hiesigen Baumeister an. Eine Ausnahme in dieser Hinsicht stellen die zahlreichen Projektionsarbeiten des Přerover Architekten Alois Pilc dar, der die lokale durchgesetzte einheitliche Baukonzeption durch progressivere moderne Architektur durchbrach. Nach der erfolgreichen Umsetzung der hiesigen Sokol-Turnhalle bekam Pilc die Möglichkeit, dieses zweite öffentliche Gebäude zu bauen. 

Die Pläne der Städtischen Sparkasse in Kojetín von Pilc stammen bereits vom August 1929, sie wurde jedoch erst ein Jahr später umgesetzt. Das Eckgebäude auf dem historischen Masaryk-Platz stellte für die Stadt für längere Zeit die letzte größere öffentliche Umsetzung dar. Pilc ersetzte die für die örtliche Sokol-Turnhalle kennzeichnende Horizontalität bei diesem Projekt durch vertikale Elemente, die der Sparkasse an Monumentalität verleihen. Das Gebäude steht auf einem leicht erhöhten Erdgeschoss, der ganze Umfang der Ecke wird durch prismatische Pilaster rhythmisiert, die ein Kordongesims tragen.  Auch bei diesem Bau begegnet man dem beliebten Motiv des Architekten, nämlich der Kombination vom Flach- und Satteldach. Die Fassade ist durch verschiedene Fenstertypen perforiert, was gemeinsam mit der unterschiedlichen Baumassengliederung zur relativ unübersichtlichen Komposition beiträgt. Die dekorativisierende Vorgehensweise von Pilc ist hier durch die Steinverkleidung der Sockel, Pilaster und des Eckabschnitts des ersten Stockwerkes vertreten. Die zum Platz gerichtete Vorderfront mit dem Haupteingang wurde dann durch eine die Silhouette des Gebäudes überschneidende Leuchtwerbevitrine mit Flaggenmast und durch zwei Statuen auf dem Niveau des Kronsimses unterstrichen. Der damalige lokale Chronist K. Štégr hielt den Bau für „modern“

Im Nachlass von Pilc haben wir auch eine Alternativversion des Projektes gefunden, das – mit der Endumsetzung verglichen – progressiver wirkt. Man kann eine reinere Baumassengliederung sehen, mehr geschlossen wirkt auch die gewählte Fenstergröße. Die Peripherie neigte jedoch natürlicherweise zur mehr konservativen Version, wahrscheinlich auch im Hinblick auf die historische Struktur der Umgebung.  

In seiner Baumasse behält das Gebäude bis heute seine Zwischenkriegsgestalt, in den Details ist diese dank der erhaltenen Bildhauerverzierung, dem Leuchtpanel auf der Attika oder den Gittern noch zu ahnen. Die Plastikfüllungen der Türen und Fenster, sowie die neuzeitige Sockel- und Pilasterverkleidung taten dem Gebäude jedoch nicht gut. Der Bau dient bis heute seinem Zweck – es befindet sich hier der Sitz einer Bank. 

IM (Übersetzung HJM)


 

Literaturauswahl

Spořitelna města Kojetína, in: Josef Kovařík – Jan Kratoň – Bedřich Jelínek (Hrsg.), Přerov: Přerovsko-Kojetínsko, Brno 1933, S. 21.


Quellen

Ivana Láníková (Málková), Architekt Alois Pilc a Přerov. Architektonická centra a periferie (Magisterarbeit), Lehrstuhl für Kunstgeschichte FFUP, Olomouc 2018.

Martina Horáčková, Architektura střední Moravy, 1918 – 1945: Přerov, Kroměříž, Bystřice pod Hostýnem, Holešov, Kojetín (Diplomarbeit), Lehrstuhl für Kunsttheorie und -Geschichte FFUP, Olomouc 2004.

SOkA [Staatliches Bezirksarchiv] Přerov, Pamětní kniha Kojetína [Gedenkbuch von Kojetín], S. 132.

MUO [Kunstmuseum Olmütz] A 1495 – realisierter Plan.

MUO [Kunstmuseum Olmütz] A 1520 – Alternativplan.