Abfertigungsgebäude der Bahnstation Teplice nad Bečvou

Hranice

Das funktionalistische Abfertigungsgebäude der Bahnstation Teplice nad Bečvou stellt ein bedeutendes Beispiel der Industriearchitektur aus der Zwischenkriegszeit dar. Es wurde nach dem Entwurf von Miloš Fikr und dem Prager Architekten Josef Danda gebaut, dem Spezialisten für Eisenbahnbauten. 

Der Umbau der eingleisigen untergeordneten Eisenbahnstrecke zu einer zweigleisigen Hauptstrecke und die anwachsende Besucherzahl der Stadt bildeten die Hauptvoraussetzungen für den Bau einer neuen Abfertigungsstelle im Kurort Teplice nad Bečvou. Die Anfertigung der Pläne wurde Josef Danda anvertraut, der 1936 eine Stelle bei der damaligen Eisenbahndirektion in Olmütz aufgenommen hatte. Die Bahnstation in Teplice, die im Kontext seines Schaffens eine grundsätzliche Umsetzung darstellt, entstand im Rahmen des großen Bauaufschwungs auf der Eisenbahnstrecke Hranice – Púchov. Danda arbeitete damals auch an weiteren mit dieser Eisenbahnstrecke verbundenen Projekten, beispielsweise von Bahnhaltestellen, Lagern, Stellwerkhäuschen, Türmen, Wassertürmen und Heizhäusern. Innerhalb von nur drei Jahren fertigte er gemeinsam mit dem Konstrukteur und dem Kalkulatoren Entwürfe für zweiundfünfzig Objekte an, neunundzwanzig davon wurden gebaut. Die Umsetzung des Bahnhofsgebäudes übernahm der Baumeister aus Hranice Josef Vostřez. 

Das Baugrundstück für das Abfertigungsgebäude befand sich im spitzen Winkel zwischen der Gleisanlage und der Straße im abfallenden Gelände. Danda knüpfte an die Gestaltung seines Vorläufers an, des Bahnarchitekten Miloš Fikr. Er schuf ein Objekt mit asymmetrischer Verteilung und einfachen kubischen Baumassen. Vom Straßenblick aus wurde das zweistöckige Gebäude durch charakteristische Accessoires der funktionalistischen Architektur geschmückt, und zwar durch einen Flaggenmast mit Emblem der Eisenbahn, eine Neonaufschrift und eine Uhr. Ein markantes Motiv stellen die bis heute erhaltenen verglasten Flächen des öffentlichen Teiles des Bahnhofes dar, besonders die Sommerwartesäle, die gemeinsam mit einer Säulen- und Konsolenreihe dem streng funktionalistischen Stahlbetonbau eine gewisse Subtilität verleihen. 

Beim Anblick von der Gleisanlage aus scheint der Bau wegen des steilen Terrains, das er überwindet, flach zu sein. Der Bahnhof hat zwei Gesichter, das schlichtere von den Bahnsteigen aus gesehen, und das reicher gegliederte und mehr monumentale am Haupteingang, der sich zum Fluss Bečva und gleichzeitig zum wachsenden Kurortkomplex wendet. 

Bereits bei diesem Bau aus seinen frühen Jahren schenkte der Autor der Disposition erhöhte Aufmerksamkeit, die neben dem ungleichen Terrain auch der Kursaison unterlegen war. Während dieser (von Mai bis September) war der Bahnhof am meisten belastet, und daher war das ganze Gebäude im Betrieb. Im Erdgeschoss auf der Straßenebene befand sich die Eintrittshalle, Räume für die Abfertigung der Reisenden, persönliche Kasse, Gepäckaufbewahrung und ein Buffet mit einer teilweise gedeckten Außenterrasse. Im Stockwerk waren auf der Ebene der Gleisanlage Büros, der Wartesaal, Toiletten und eine Dienstwohnung für den Bahnhofsvorsteher zu finden. Außerhalb der Saison wurden die Erdgeschossräume nicht genutzt und den Reisenden standen nur die Räumlichkeiten auf der Ebene des Bahnsteiges zur Verfügung. 

Wegen der Betriebsänderungen der Tschechischen Bahn verfällt das Gebäude des wertvollen Bahnhofes mit der Unterführung und den kleineren Bedienbauten an den Gleisanlagen rapide. Der Denkmalschutz, den das Kulturministerium der Tschechischen Republik dem Objekt im Jahre 1991 zuerkannte, hilft hier gar nichts. Ein Silberstreif brach nach 2016 an, als die Stadt Hranice mit der Verwaltung der Eisenbahnverkehrswege über einen Wiederaufbau des Bahnhofskomplexes zu verhandeln begann. Zwischen 2016 und 2019 verlief die erste Phase der durch die beiden Subjekte finanzierten konsequenten Denkmalerneuerung. Trotz der Teilmisserfolge (Abriss des selbstständig stehenden Lagers mit Rampe, Verfall der authentischen Verkleidung in der Unterführung) gelingt es dieses bedeutende Funktionalismus-Denkmal erfolgreich zu rehabilitieren. Für einen Teil des Abfertigungsgebäudes fand die Stadt Hranice eine sinnvolle Nutzung, sie errichtet hier eine Auskunftsstelle für den unweiten Abgrund (Weißkirchener Abgrund), eine Natursehenswürdigkeit, die nicht weniger einzigartig ist als der Bahnhof in Teplice selbst.

LJ (Übersetzung HJM)


 

 

Literaturauswahl:

Tomáš Pospěch, Hranice, Teplice nad Bečvou a okolí. Architektura 1815–2018, Hranice 2018.

Karel Hájek, Architekt Josef Danda, Praha 2007. 

Tomáš Pospěch, Hranická architektura 1815–1948, Hranice 2000.

Eva Šmídová, Budovy železničních stanic v Pardubicích, Klatovech a Chebu (Bachelorarbeit), Institut für Kunstgeschichte FFUK, Praha 2020, S. 23–26.

Josef Moucha, Nádraží architekta Josefa Dandy, Architektura ČSR, 1986, Nr. 1, S. 39–40.

Josef Danda, Podíl architekta na úkolech železničního plánování, Architekt SIA, 1944, Nr. 7, S.137–159.

 

Quellen

Výpravní budova železniční stanice, Památkový kataloghttps://www.pamatkovykatalog.cz/vypravni-budova-zeleznicni-stanice-535546, vyhledáno 23. 1. 2024.