Das Kurhaus Bečva stellt die Dominante der Kurkolonnade von Teplice dar. Seine funktionalistische Gestalt entstand 1931 durch einen extensiven Umbau des klassizistischen Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert nach den Plänen des Prager Architekten Karel Kotas. Einen grundsätzlichen Einfluss auf die Endgestalt hatte auch der Umbau der Kolonnade in den Jahren 1947–1948, den das Ehepaar Oehler entwarf.
Das Kurgelände befindet sich auf dem ansichtsmäßig exponierten linken Ufer des Flusses Bečva, wo man bereits im 16. Jahrhundert die Heilkraft der Quellen entdeckt hatte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte sich Fürstin Gabriela Hatzfeld um den Aufschwung des Kurortes verdient. Ihr Wappen schmückte die Attika des neuen Kurhauses, das sie 1865 im „italienischen Stil“ bauen ließ. Der Körper dieses Baus ist im Mauerwerk des neuen Sanatoriums zu ahnen, das zum Einstiegstor des gesamten Komplexes und Höhepunkt der spontanen Entwicklung des Kurortes nach dem Ende des ersten Weltkrieges wurde. Im Jahre 1930 ging der Besitz des Kurortes auf die Zentrale Sozialversicherung in Prag über, die es unter der Leitung des langfristigen und erneut bestätigten Mieters Ladislav Říhovský systematisch umzubauen und zu modernisieren begann. Bereits 1931 wurde der Prager Architekt Karel Kotas mit dem Gesamtumbau und der Fertigstellung des Kurortes beauftragt. Gerade nach dessen Entwurf wurde außerhalb der Kursaison vom Oktober 1931 bis Mai 1932 das alte Kurhaus im „italienischen“, das heißt im Neurenaissancestil zum modernen vierstöckigen funktionalistischen Gebäude mit einem Flachdach radikal umgebaut. Dem Hauptgebäude schloss der Architekt zwei kurze asymmetrische Flügel mit Dachterrassen an – der linke Anbau wurde als zweistöckig und ganzverglast entworfen, der rechte als dreistöckig mit Bandfenstern. Im Gegensatz zu den Anbauten wird der überhöhte Pavillon durch ein markantes, jedoch subtiles Gesims geschützt. Die Seitenfront durchbrach Kotas durch elegante französische Fenster mit Balkons. Das Hauptgebäude behielt die Dreitrakt-Disposition des ursprünglichen Baus, die auch dank der unterschiedlichen Anzahl von Fensterachsen in den zwei unteren Stockwerken aufzuspüren ist. Im Erdgeschoss, dem ersten und zweiten Stock wurden die Kohlensäurebäder erweitert. Gleichzeitig brachte der Architekt im zweiten Stockwerk eine modern ausgestattete Arztpraxis und Hydrotherapie nach Priessnitz unter. Das Kohlensäurebad verfügte über drei Ruheräume, ein Vestibül und ein geräumiges Wartezimmer. Im dritten und vierten Stock befanden sich 36 Zimmer. Das Gebäude fasste auch einen Personenaufzug. In den Jahren 1935–1936 fügte das Unternehmen von Alois Jambor wieder nach dem Entwurf von Kotas dem Hauptkurhaus ein neues funktionalistisches Gebäude des Kurrestaurants und eine offene Kolonnade anstelle der älteren hölzernen an. Ladislav Říhovský, immer noch Mieter der meisten hiesigen Kurobjekte, wandte sich 1947 mit einem weiteren Umbau des Sanatoriums an das Ehepaar Oehler. Erneut gab er dem Architektenpaar die Chance, das vom Gipfel, als es seine exklusive Villa in Teplice entworfen hatte, durch den Holocaust in die Knie gezwungen wurde. Unter dem tschechisierten Nachnamen Olár nahmen sie sich des Umbaus der ursprünglich offenen das Kurhaus Bečva mit dem Restaurant und den weiteren Unterkunftsräumen verbindenden Kolonnade von Karel Kotas an. Die Kolonnade wurde zwischen 1947 und 1948 mit großen Fenstern verglast, in der Richtung nach hinten erweitert und um ein Stockwerk aufgesetzt. Das Kurhaus Bečva erfuhr im Laufe der Jahre utilitaristische Teilsanierungen, seit den 1980er Jahren wurde das Gelände zum Objekt des Forscherinteresses und 1991 wurde der gesamte Komplex unter zwei Registernummern auf die Staatsliste der immobilen Kulturdenkmäler aufgetragen. Eine größere Rekonstruktion forderte das Hochwasser von 1997, zwischen den Jahren 2003 und 2005 verlief unter der Aufsicht der Denkmalpflege eine Erneuung des Gebäudemantels. Der gefühlsvoll gewählte Verputz und die stellenweise blauen Anstriche der Fensterkonstruktionen gaben dem Zentralpavillon ein dem Prunk der Zwischenkriegszeit nahes Aussehen zurück. Zurzeit ist das Sanatorium aus Betriebsgründen geschlossen. LJ (Übersetzung HJM)
Literaturauswahl
Ivan Wahla (Hg.), Karel Kotas: 1894–1973, Brno 2021. Tomáš Pospěch, Hranice, Teplice nad Bečvou a okolí. Architektura 1815–2018, Hranice 2018. Tomáš Pospěch, Hranická architektura 1815–1948, Hranice 2000. Pavel Zatloukal – Vítězslav Kollmann, Moravské lázně v proměnách dvou staletí (Ausstellungskatalog), Oblastní galerie výtvarných umění v Olomouci 1987. Oskar Poříska, Rozvoj léčebných lázní v Československu 1918–1968, Architektura ČSR, 1969, Nr. 3, S. 168–170. Quellen Lázeňský dům Bečva, Památkový katalog, https://www.pamatkovykatalog.cz/lazensky-dum-becva-538402, vyhledáno 23. 1. 2024.