Das Kurhaus Praha, das gleichzeitig mit dem Umbau des unweiten Sanatoriums Bečva gebaut wurde, zeichnet sich durch seinen „Villencharakter“ aus, der in den Patienten ein angenehmes und kein Krankenhausgefühl erwecken sollte. Zu diesem Ziel verhalf einerseits der geringere Maßstab und die untraditionelle Segmentform des Gebäudes, andererseits seine, eindrucksvolle Ausblicke bietende Lage im Parkabhang.
Im Jahre 1930 ging der Besitz des Kurortes an die Zentrale Sozialversicherung in Prag über, die ihn schrittweise zu modernisieren begann. Neben Umbauten schritt sie auch zu Neubauten. Zu den ersten gehört das Kurhaus Praha, das bereits durch seinen Namen und seine Gestalt das überregionale Hinsteuern des Kurortes bestimmen sollte. Die Urheberschaft des Projektes von 1931 wurde lange Zeit Alois Jambor dem Jüngeren zugeschrieben, dem Architekten und Baumeister sowie Inhaber des größten Bauunternehmens in Hranice und Autoren einer Reihe von hiesigen Bauten. Das Haus unterscheidet sich jedoch deutlich von seinen Entwürfen und steigt diese durch seine Konzeption auch wesentlich über. Jambor setzte meistens die Arbeiten anderer Kollegen-Architekten um, so wie es bei dem Kurhaus Praha der Fall war. Der Autor des ursprünglichen Entwurfes ist der Prager Architekt Emil Šulc, der besonders mit dem Bau von Familienhäusern in Prag verbunden ist.
Der Autor gehörte zu den Architekten, die moderne Richtungen in der Architektur nicht selbst schufen, sondern sich von ihnen inspirieren ließen. Er war noch nicht fähig aus der konstruktivistischen Lage zu den rein funktionalistischen Formen herauszutreten, die zu jener Zeit seine zahlreichen, eine Generation jüngeren Zeitgenossen vertraten. Dem entspricht die symmetrische Hausverteilung, markante Gesimse und Brüstungen oder das beinahe schlossmäßig geformte Eintrittstreppenhaus. Das fünfstöckige Haus auf dem Grundriss des Kreissegmentes mit Loggia-Reihen in den einzelnen Stockwerken, einem Flachdach und Terrassen brachte trotzdem in den kleinstädtischen Kurpark die Einatmung einer Großstadt. Dank seiner eigenartigen Gestaltung ist das Sanatorium für eine der bedeutendsten Umsetzungen im Kurortareal zu halten, es wurde auch zum markanten Beispiel der Anwendung von konstruktivistischen Vorgehensweisen in der Region Hranice.
Der Bau erfuhr einen umfangreichen Umbau in den 1980er Jahren, seine ursprüngliche Gestalt wurde somit teilweise geschwächt. Die letzte bedeutendere Sanierung verlief zwischen 2015 und 2017. Wegen Sicherheit, Einsparungen und hygienischen Standards veränderte sich die Innenanordnung, die Anzahl der Zimmer wurde reduziert, so dass jeder Gast eigene Sozialeinrichtung zur Verfügung haben kann. Eine die ursprüngliche Gestalt respektierende Renovierung durchliefen die Außenterrassen, das Innentreppenhaus mit dem Geländer und Terazzo-Podesten oder die Eintrittshalle mit Deckenreliefen.
LJ (Übersetzung HJM)
Literaturauswahl:
Tomáš Pospěch, Hranice, Teplice nad Bečvou a okolí. Architektura 1815–2018, Hranice 2018.
Tomáš Pospěch, Hranická architektura 1815–1948, Hranice 2000.
Pavel Zatloukal – Vítězslav Kollmann, Moravské lázně v proměnách dvou staletí (Ausstellungskatalog), Oblastní galerie výtvarných umění v Olomouci 1987.
Oskar Poříska, Rozvoj léčebných lázní v Československu 1918–1968, Architektura ČSR 28, 1969, Nr. 3, S. 168–170.