Militärmausoleum

Hranice

Das monumentale, architektonisch verfeinerte und auch im Hinblick auf seine Konstruktion einzigartige Mausoleum in Hranice bewacht die sterblichen Überreste von nahezu 1 500 Soldaten und Zivilisten von acht Nationalitäten, die im Laufe des ersten Weltkrieges in den Reservekrankenhäusern in Hranice starben. Der Entwurf, der auch die Unterbringung der Sandsteinstatue eines Löwen vom ursprünglichen Denkmal von 1915 umfasste, wurde vom Major des technischen Dienstes Ladislav Procházka erarbeitet. 

Am 12. August 1915 wurde auf dem Militärfriedhof ein Denkmal für die während des ersten Weltkrieges in den Reservekrankenhäusern in Hranice Verstorbenen geweiht, zu diesem Datum wurden hier bereits insgesamt 864 Verschiedene bestattet. Die Hauptinitiative zur Umsetzung des Denkmals kam vom Befehlshaber der Reservekrankenhäuser, dem Oberst Dr. Ernst Staniek. Das Denkmal wurde als Sandsteinstatue eines Löwen aufgefasst, des Symbols von Mut und Tapferkeit; die Statue wurde durch die Olmützer Steinmetzfirma L. J. Urban geliefert, die Bauarbeiten leitete der Baumeister Rudolf Kvapil aus Hodolany (Hodolein). Der Löwe war angeblich für den Militärfriedhof in Olmütz bestimmt, wegen eines Mangels auf dem Unterkiefer war die Statue durch die Olmützer Verwaltungsorgane abgelehnt worden und mit Rabatt nach Hranice verkauft. Gleichförmige Löwenplastiken sind bis heute auch vor dem Gebäude des Bezirksgerichtes in Olmütz zu finden. Der Autor ist der Olmützer Bildhauer Karel Hořínek der Ältere, der die Löwen 1901 auf Auftrag derselben Steinmetzfirma verfertigte. 

Zu Ende der 1920er Jahre war es nötig den Friedhof zu erweitern, seine Platzierung auf dem Hügel in unmittelbarer Nachbarschaft des Stadtwohnteiles sowie die verschärften hygienischen Bedingungen komplizierten jedoch das Vorhaben. Aus der Initiative des Polizeiamtsverwalters in Hranice Václav Kvapil schlug dann der Magistrat in Hranice 1933 dem Ministerium vor, für die Verstorbenen ein Mausoleum aufzubauen. Der Vereinbarung und der nachfolgenden Umsetzung gingen mehrjährige komplizierte Verhandlungen voran. 

An der Stelle, wo ursprünglich nur die Löwenstatue gestanden hatte, erbaute die technische Kompanie des 34. Infanterie-Regiments des Schützen Jan Čapek einen eingesenkten Mausoleum-Raum mit einer markanten architektonisch-bildhauerischen Gestaltung der überirdischen Partie. Das Material wurde von der Stadt Hranice gewährt. Das Denkmal wurde vom Major Ladislav Procházka entworfen, der auch den Bau leitete; als mögliche Inspiration für die Gesamtgestaltung konnte für Procházka das Nationaldenkmal in Prag von 1933 vom Architekten und Legionär Jan Zázvorka dem Älteren dienen. 

Aus dem Gelände wächst ein monumentales, organisch geformtes Betonpodest auf rechteckigem Grundriss mit den Maßen 14 x 6 m. Die Oberplatte steigert sich expressiv und wächst sich zu einem Sockel aus, auf welchem die Löwenfigur ruht. Die Entlüftungsgitter sind in der erhöhten, sich mit einem markanten Bogen mit der Aufschrift Opfer des Weltkrieges zum Abhang wendenden Platte versteckt. Die Versetzung der 3 600 Kilogramm wiegenden Sandsteinstatue oberhalb des Mausoleum-Raums verlangte jedoch eine beträchtliche Konstruktionstüchtigkeit, damit die Statue durch die auf der naheliegenden Eisenbahnstrecke durchfahrenden Züge nicht gefährdet wäre. In den Boden wurde teilweise eine 7 m hohe Stahlbetonsäule mit der Fläche von 5,5 m2 eingesenkt, auf die die gesamte Eisenkonstruktion der Decke aufgehängt wurde. Die Tragkonstruktion des Mausoleums ist also durch ein monolithisches Stahlbetonskelett mit Querträgern gebildet, unter denen sich im Souterrain ein Raum mit Betonbehältern der Opfer befindet. 

Im Jahre 1937 wurde der Militärfriedhof aufgehoben und an den Stadtfriedhof angeschlossen. Die sterblichen Überreste wurden ins neue Mausoleum hinübergetragen, das am 1. November 1937 feierlich an die Öffentlichkeit übergeben wurde. 

In den 1990er Jahren wurde in Folge von durchdringender Bodenfeuchtigkeit und weitreichender Korrosion der Bewehrungen festgestellt, dass sich das Denkmal im baufälligem Zustand befindet. 2006 wurde unter Einhaltung von hygienischen Bedingungen und mit Pietät eine umfangreiche Sanierung begonnen, die den Ersatz von Lagerplatten, die Anfertigung des inneren Stahlbetonmantels und die Rekonstruktion der beschädigten Behälter mit den sterblichen Überresten einbeschloss. Das Mausoleum wurde am 27. Oktober 2007 feierlich neueröffnet. Die letzte gründliche Erneuerung, welche sowohl das Betonskelett als auch die Löwen-Sandsteinstatue umfasste, verlief zwischen April und August 2023. 

LJ (Übersetzung HJM)


 

Literaturauswahl

Tomáš Pospěch, Hranice, Teplice nad Bečvou a okolí. Architektura 1815–2018, Hranice 2018, S. 111.

Jindřich Garčic, Otec Karel, syn Vojtěch, vnuk Karel a pravnuk Tomáš Hořínkovi – více než stoletá tradice olomouckého sochařského rodu, KROK: kulturní revue Olomouckého kraje, 2017, Nr. 4, S. 22.

Václav Bednář, Hranické mauzoleum obětí první světové války, Hranice 2017. 

Václav Bednář – Miroslav Černý – Jiří Lapáček – Miroslav Marada, Hřbitovy v Hranicích a Drahotuších: průvodce, Hranice 2006.